Univ.-Prof. Dr. Claudia Rudack
Direktorin der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde
Universitätsklinikum Münster (UKM)
Wann beginnt Schwerhörigkeit? Wie macht sie sich bemerkbar? Und warum sollte man, gerade mit fortschreitendem Alter, unbedingt etwas dagegen unternehmen? Antworten auf diese Fragen gibt Univ. Prof. Dr. Claudia Rudack, Direktorin der Klinik für Hals-, Nasen- & Ohrenheilkunde am UKM.
„Nicht immer aber oft ist Schwerhörigkeit altersbedingt“, sagt Univ.-Prof. Dr. Claudia Rudack, Direktorin der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am UKM. Der altersbedingte Verlust der Hörfähigkeit fällt in vielen Fällen erst spät auf: „Das Tückische am Hörverlust ist, dass er
meist schleichend kommt, gerade mit wachsendem Alter. Die Betroffenen bemerken ihn selbst meist nicht in seinem ganzen Ausmaß und nehmen manchmal nur wahr, dass sie ein kleines bisschen schlechter hören als in jüngeren Jahren“, so Rudack. Die Altersschwerhörigkeit ist ein natürlicher Prozess, der ab dem fünften Lebensjahrzehnt einsetzt und sich graduell fortsetzt. Doch es gibt auch Lebensumstände und Vorerkrankungen, die allgemein auf die Entwicklung einer Schwerhörigkeit einzahlen. So wird das schlechte Hören durch Lärmbelastungen, bestimmte Medikamente oder Gifte wie zum Beispiel Nikotin, aber auch durch Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes beschleunigt. Aktuellen Studien zufolge gibt mehr als jeder Fünfte der 60- bis 69-Jährigen an, schwerhörig zu sein; in der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen sind es 42 Prozent und bei den über 80-Jährigen sogar knapp Dreiviertel der Befragten.
Schwerhörigkeit erkennen
„Die Studienlage zeigt, dass schlechtes Hören einer der größten Risikofaktoren für eine folgende Demenz ist. Deswegen ist es so wichtig, Hörverlust zu erkennen und fachgerecht zu behandeln“, appelliert Rudack. „Auch die Lebensqualität kann leiden: Schwerhörigkeit führt unter Umständen auch zu zunehmender sozialer Isolation, weil die Betroffenen ihre Umwelt nicht mehr komplett wahrnehmen. Das müssen vor allem Angehörige im Hinterkopf behalten.“ Ein erstes Anzeichen für einen Hörverlust ist es beispielsweise, wenn Betroffene in größeren Gesprächsrunden Mühe haben, dem Gesagten zu folgen und generell in geräuschvollen Umgebungen, Mühe haben Spracheinhalte zu verstehen. Typischerweise muss auch die Lautstärke beim Fernsehen erhöht oder im Gespräch mehrfach nachgefragt werden.
Schwerhörigkeit rechtzeitig behandeln
Spätestens dann ist der Gang zum Facharzt angezeigt. Denn während Menschen mit einer bestimmten Art der Hörstörung – der sogenannten Schallleitungsschwerhörigkeit – bei Erkrankungen der Gehörknöchelchen, Trommelfelldefekten und chronischen Entzündungen eventuell von Operationen am Mittelohr profitieren können, ist eine Innenohrschwerhörigkeit, die über Jahre andauert, therapeutisch nicht reversibel. Je nach Grad der Schwerhörigkeit besteht dann die Möglichkeit einer Hörgeräteversorgung.
Besser hören dank moderner Technik
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat verschiedene Schwerhörigkeitsgrade definiert, die inzwischen als Basis für die Hörgeräteversorgung in Deutschland gelten. Fast 90 Prozent aller Schwerhörigkeiten lassen sich mit diesen konventionellen Hörgeräten versorgen. „Hörgeräte sind heute nichts Ungewöhnliches mehr und sie fallen kaum noch auf, manche wirken fast wie ein modisches Accessoire“, so Klinikdirektorin Rudack. Wichtig sei, dass die verordneten Hörhilfen in jedem Fall auch getragen werden: „Bei einer länger bestehenden Schwerhörigkeit verlernt das Gehirn, Töne und Sprache zu verarbeiten – das ist später nicht mehr umkehrbar. In Deutschland gibt es allerdings Schätzungen, dass weniger als die Hälfte derer, die Hörgeräte oder Hörimplantate benötigen, diese auch wirklich nutzen. Darauf sollten wir die Aufmerksamkeit der Betroffenen unbedingt richten.“
Univ.-Prof. Dr. Claudia Rudack
Direktorin der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde
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